Pfando BGH Urteil: Warum Kunden jetzt Chance auf Schadensersatz haben

"Pfando's Cash and Drive GmbH" ermöglicht es Kunden, ihr Auto zu verkaufen und zurückzumieten, wobei jedoch nach WDR-Recherchen oft nur bis zu 50% des Autowerts gezahlt werden und die monatliche Miete hoch ist.

Die "Pfando's Cash and Drive GmbH" ermöglicht ihren Kunden, ihr Auto zu verkaufen und zurückzumieten, um es weiterhin nutzen zu können. Bei den Fällen, die der WDR dokumentiert hat, zahlte Pfando nur bis zu 50% des Autowerts und die monatliche Miete war nicht geringer als fast 10% des Verkaufspreises.

Um es klar zu machen: Wenn ein Auto 10.000 Euro wert ist, gibt Pfando – basierend auf den vom WDR aufgezeichneten Fällen – bis zu 5000 Euro Verkaufspreis. Die monatliche Miete wäre dann fast 500 Euro, plus eine einmalige Gebühr.

Frustration über fehlgeleitete Beratung bei Pfando

In den letzten Jahren ist der WDR mit mehreren Pfando-Kunden in Kontakt gekommen, die sich schlecht beraten fühlten. Daniela, eine Pfando-Kundin, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, ist ein typischer Fall.

Laut Daniela wurde während des Beratungsgesprächs nie von einem Verkauf gesprochen. Sie war davon ausgegangen, dass es sich um ein Darlehen handelte. Pfando hat den Vorwurf der Fehlberatung stets abgestritten und behauptet, dass ihre Mitarbeiter vierteljährlich geschult werden, um den Kunden das Produkt und den Vertrag rechtlich korrekt und transparent erklären zu können.

WDR-Stichproben bestätigten jedoch mehrfach den Vorwurf der Kunden über ungenaue oder falsche Beratung, zuletzt Ende 2022.

BGH: In einem Fall war Pfandos Geschäftspraktik sittenwidrig

Im November urteilte der Bundesgerichtshof über alte Pfando-Verträge: Ein Pfando-Kunde aus Dortmund erhielt für sein 13.000 Euro teures Auto nur 5.000 Euro Verkaufspreis. Er zahlte Pfando insgesamt rund 4.500 Euro für Miete und Gebühren. Der Bundesgerichtshof stufte das Geschäft aufgrund des niedrigen Verkaufspreises und der hohen Mietzahlungen als sittenwidrig ein.

Das Urteil der Sittenwidrigkeit könnte laut Anwälten auch auf viele andere Fälle angewendet werden. Sie haben in den letzten Jahren über hundert Pfando-Kunden vertreten und bei fast allen ihrer Mandanten hätten ähnliche Bedingungen vorgelegen wie im vom BGH beurteilten Fall.

Pfando hingegen behauptet, dass nur "eine sehr geringe Anzahl" von Verträgen sittenwidrig sind.

Stichprobe: Großer Unterschied zwischen Autowert und Verkaufspreis

Eine aktuelle Stichprobe des WDR deutet darauf hin, dass Pfando noch immer Verträge abschließt, die ähnliche Bedingungen aufweisen wie der Fall, der vor dem BGH verhandelt wurde. In dieser Stichprobe bewertete ein Pfando-Berater den Autowert zwischen 12.000 und 14.000 Euro und bot einen Verkaufspreis von 6.000 Euro an. Die monatliche Miete würde dann 708 Euro betragen.

Ein Vertrag mit diesen Konditionen könnte ebenfalls als sittenwidrig eingestuft werden. Pfando behauptet jedoch, dass dieses Verhältnis von Verkaufspreis zu Autowert nicht der Norm entspricht und nur eine Ausnahme darstellt.

Nach dem BGH-Urteil sieht sich Pfando gestärkt. Mehrere Oberlandesgerichte hatten einen Verstoß gegen die Gewerbeordnung im Geschäftsmodell von Pfando festgestellt. Der BGH verneinte dies und erklärte, dass Pfando keinen unzulässigen Rückkaufhandel betreibt.

Ohne Klage kein Schadenersatz

Pfando-Kunden, die sich ungerecht behandelt fühlen, müssen klagen, um möglicherweise Geld zurück oder Schadenersatz zu erhalten. Das Gericht muss dann im Einzelfall prüfen, ob der jeweilige Vertrag sittenwidrig ist. Dafür muss in der Regel ein Gutachten über den Wert des Autos erstellt werden.

Im Allgemeinen gilt: Obwohl das Pfando-Modell den Verbrauchern schnelles und unkompliziertes Geld für ihr Auto verspricht, zahlen die Kunden im Vergleich zu Kreditzinsen einen sehr hohen Preis. Und am Ende des Vertrags haben sie kein Recht, das Auto zurückzuerhalten; sie sind auf Pfandos Kulanz angewiesen.

Wenn auch Sie Kunde von Pfando waren oder sind, können Sie jetzt kostenlos Ihren Vertrag auf Rückzahlung prüfen lassen.